So Leute! Die ersten zwei von mindestens fünf Radom-Abfüllungen sind geglückt 😊. Chapter #7.1 und Chapter #7.2 sind draußen. Beide Abfüllungen waren in wenigen Stunden ausverkauft und kamen super-gut an. Grund genug euch einmal tiefer in die Entstehungsgeschichte einblicken zu lassen und ein kleines Zwischenfazit zu ziehen.
WIE ALLES BEGANN
Schon lange hatten wir die Idee, Whisky auf dem Radom einzulagern. Man muss wissen, obwohl unsere Firma in Würzburg ansässig ist, stammen wir alle aus der Rhön. Vor (lasst uns sagen) „ein paar“ Jährchen habe ich unweit des Radoms, in Fulda studiert. In meiner Funktion als ERASMUS-Tutor schleppte ich regelmäßig Auslandsstudenten aus Pakistan, Ghana, Südafrika, Schweden … hoch zur Wasserkuppe und dort zum Radom.
Ich durfte dort Menschen sehen, die zum ersten Mal in ihrem Leben Schnee sahen. Es war immer ein Fest. Als Wahrzeichen der Rhön ist das Radom einfach allen Rhönern ein Begriff …
Irgendwann im Herbst 2019 haben wir uns dann ein Herz gefasst und einfach mal angefragt, ob dort Offenheit für ein solches Projekt besteht. Was soll ich sagen, die Herzlichkeit und Offenheit hat uns total überwältigt. Vom ersten Kontakt an hat es einfach perfekt gepasst! Das Projekt konnte also starten.
DIE EINLAGERUNG (2019)
Whiskyfässer auf den höchsten Punkt der Rhön zu bringen ist gar nicht so einfach! Die ersten 950 m NN sind noch relativ einfach (zumindest, wenn kein Schneesturm wütet, aber dazu später mehr). Doch im Radom sind es ja nochmal 10-12 Meter, denn die Fässer sollen ja nicht im Eingang liegen. Aber Norbert vom Radom hatte den Einfall: „Der alte Kran müsste noch funktionieren.“ Gesagt, getan!
So konnten wir die vier Fässchen relativ easy an ihren finalen Ort bringen.
Ich weiß nicht, ob du seit 2019 mal auf der Wasserkuppe warst, aber komischerweise ist seit der Whisky-Einlagerung dauerhaft ein Regenbogen über dem Radom 😆. Hier ein Beweisfoto:
Der Regebogen verschwindet auch nicht:
Ob das an unserem Whisky liegt? Könnte sein 😁.
KLEINER EXKURS: DAS DILEMMA MIT DER BRANNTWEINSTEUER
Wenn du eine Flasche Whisky kaufst, lag dieser normalerweise bis zum Bottling in einem Steuerlager. Das bedeutet, dass man ganz am Ende des Prozesses die Branntweinsteuer entrichten muss. Die zwei Vorteile liegen auf der Hand. Zum einen liegt die hohe Steuerlast sehr nahe am Verkauf und man muss nicht in Vorleistung gehen. Aber noch viel wichtiger, den Angels Share (=Verdunstung durch die Fasswand) während der Reifung muss man nicht voll versteuern. Zwar haben wir selbst auch ein Steuerlager, aber sobald wir Spirituosen aus dem Steuerlager entnehmen, wird die Branntweinsteuer fällig.
Damit du dir das vorstellen kannst, ein Standard-Barrel mit 60%-igem Inhalt kommt da schnell auf eine Branntweinsteuer von 1.500€. An Orten mit niedriger Luftfeuchtigkeit bzw. hohen Temperaturen kommt da schnell ein satter Betrag zusammen. Im Staatlichen Hofkeller Würzburg hatten wir im Schnitt 20% Angels Share über ein Jahr. In unserem Beispiel macht das 300€ Steuern aus, die direkt verdunsten und normalerweise nicht anfallen würden. Trotzdem halten wir die Preise für die Sonderabfüllungen niedrig, denn es sind echte Herzensprojekte. Besonders im Radom macht es einfach Spaß und darum geht’s doch!
WHISKYWANDERUNGEN RUND UMS RADOM IM SOMMER 2020
Irgendwann erwähnte Heike vom Radom, dass ein paar Reparaturen anstanden und wegen der Corona-Lage kaum Besuchergeld reinkommt. Zusammen hatten wir die Idee einen Radom-Whisky-Day für den guten Zweck zu starten.
Im August 2020 hatten wir einen guten Zeitpunkt erwischt, denn dort war die Corona-Lage relativ entspannt. In mehreren Gruppen whiskywanderten wir über die Wasserkuppe.
Es war einfach ein geiler Tag! Die Besucher durften als besonderes Schmankerl aus einem der Fässer probieren und sich sogar darauf verewigen.
Alle Tourguides von unserer Eventfirma Glentaste spendeten ihren Lohn, Percy von der Whiskygarage spendete haufenweise Whisky, Manfred kam extra aus dem hohen Norden und spendete u. a. mehrere Flaschen vom grandiosen Van Loon Whisky. Manni ist dort Markenbotschafter. So kam einiges an Geld zusammen, wir sind wirklich happy, etwas bewirkt zu haben.
DAS ERSTE KLEINE FÄSSCHEN – CHAPTER #7.1 (Feb. 2021)
Die Abholung vom ersten Einhornpipi war ein echtes Abenteuer. Ende Februar war es noch recht kalt, aber das Wetter hielt. Ein Tag nach unserer Abholaktion war ein schlimmer Sturm auf der Wasserkuppe gemeldet. Doch leider kam dieser einen Tag zu früh. Als wir ankamen, war auch noch alles in bester Ordnung. Wir pumpten also in Ruhe den Whisky für Chapter #7.1 aus dem Fass und ließen uns Zeit.
Doch als wir rauskamen lag schon eine dicke Schneedecke auf dem Auto, Eisregen wehte senkrecht über die Hügel und ein Sturm kam richtig in Gang. In Schrittgeschwindigkeit fuhren wir Richtung Heimat. Doch weit kamen wir nicht. Runter ging es noch ganz ok, aber bei der ersten Steigung blieben wir stecken. Die Straßen waren total vereist. Leider müssen wir über ein paar Hügel, um wieder auf die bayerische Seite der Rhön zu kommen. Keine Chance! Wir kehrten vorsichtig um, fuhren in die andere Richtung und stellten schnell fest: Um nach Hause zu kommen, muss ein Umweg her. So fuhren wir (wieder in Zeitlupe) erstmal nach Fulda, um dort auf die halbwegs geräumte Autobahn zu kommen. An diversen Stellen dieser Tour dachte ich, wir müssen im Auto übernachten oder landen im Graben.
Aber es ging alles gut und wir sind wieder um eine Story reicher 😊. Solche Geschichten passieren uns übrigens buchstäblich andauernd, der Alltag ist hier nie langweilig 😅.
Aber wieder zum Wesentlichen. Wie du siehst, ist dieses Fässchen das kleinste Fass. Folglich kamen hier auch nur wenige Flaschen heraus:
Wir entschieden uns also, es ohne große Ankündigung über unseren Newsletter anzubieten. In wenigen Minuten waren alle Flaschen weg. Er kam auch super gut an, wir sprechen hier immerhin über einen Grain Whisky. Aber ich denke, wir konnten einige Single Malt Fans von der Qualität des Single Grains überzeugen 😉.
FASS ZWEI WIRD GEKÖPFT – CHAPTER #7.2 (Okt. 2021)
Ein paar Wochen nach der Veröffentlichung der ersten Radom-Abfüllung veranstalteten wir ein Online-Tasting mit ca. 100 Teilnehmern. Man, das war cool 😊. Wir überraschten die Gäste mit einer Fassprobe, was später Chapter #7.2 werden sollte (und wurde). Etwa die Hälfte der Gäste meinte, der Whisky sei fertig. Die andere Hälfte meinte etwas wie „ja schon sehr gut, aber vielleicht noch ein paar Monate liegen lassen, mal sehen, ob noch mehr vom Fass in den Whisky übergeht“. Also warteten wir noch bis in den Oktober, wir freuen uns ja über Wünsche aus der Community. Das Finishing-Fass war in diesem Fall ein Ex Laphroaig Cask, also ein „rauchiges Fass“. Da Grain durch seine Machart niemals rauchig wird, muss das über das Fass erledigt werden. Schon Chapter #7.1 war in einem Peated Bourbon Cask, wurde aber eher würzig als rauchig. Auch das war sensationell lecker, aber trotzdem freuten wir uns sehr, dass man bei der Folgeabfüllung den Rauch tatsächlich schmecken konnte. Aus diesem Fass kamen dann schon immerhin 241 Flaschen heraus, die natürlich auch innerhalb von Stunden weg waren. Etwa ein Drittel ging dabei an unsere Händlerfamilie. Also mit Glück findet man vielleicht dort noch ein Fläschchen.
WIE GEHT’S WEITER?
Ganz einfach, mit Chapter #7.3. Und wann? Na, wenn er fertig ist 😊. Wir rechnen mit Frühjahr/Sommer 2022, aber so genau lässt sich das nicht sagen. Was es wird, ist allerdings schon klar. Es wird ein Strathenry, ein Single Malt aus den schottischen Lowlands. Die Brennerei dahinter ist relativ jung und nennt sich InchDairnie. Wie gewohnt werden wir rechtzeitig über unseren Newsletter informieren. Sobald es weiter geht, werde ich auch noch einen weiteren Blogbeitrag verfassen. Dieser Blog-Post ist nun auch schon lange genug, oder 😇? Wir freuen uns jedenfalls sehr über dieses Projekt. Ich hoffe, dieser kleine Einblick umreist die Story einigermaßen, wobei ich auch so viele Dinge noch gar nicht angesprochen habe: Die Bäume, die wir für jede Flasche gespendet haben; Hürden, denen wir konfrontiert waren; Besonderheiten des Lagerortes hinsichtlich Fassreifung; ... Aber das hole ich in einem anderen Blogbeitrag nach. Bis dahin, Slàinte, dein Hadrian. ❤️